Bildungsurlaub – Dein geheimer Karrierebooster!

Karla Terhaar
24.9.24
September 24, 2024
Human Resources

Bildungsurlaub oder auch Bildungsfreistellung ist wichtiges, aber unterschätztes Thema für Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Wir klären auf und schaffen den Überblick!

Junger Mann vor einem modernen Gebäude mit Kopfhörern um den Hals und Büchern in der Hand, bereit für seinen Bildungsurlaub oder eine Weiterbildung. Im Hintergrund gehen weitere Personen in unterschiedlichen Outfits

Disclaimer: Alle Informationen auf den Seiten dieser Website dienen der allgemeinen Information. Sie stellen keine Rechtsberatung im Einzelfall dar, können und sollen diese auch nicht ersetzen.

Die wichtigsten Fragen im Überblick

Wer hat Anspruch auf Bildungsurlaub?
Kann mein Arbeitgeber den Bildungsurlaub ablehnen?
Welche Arten von Bildungsurlaub gibt es?

Inhalt

Bildungsurlaub: Das Recht auf Weiterbildung 

Im Rahmen eines Bildungsurlaubs oder Bildungsfreistellung können Arbeitnehmer sich für eine bestimmte Zeit von ihrer Berufstätigkeit freistellen lassen. In diesem Zeitraum dürfen Arbeitnehmer sich unter Lohnfortzahlung weiterbilden. Es gilt allerdings  kein bundesweites Recht auf Bildungsurlaub. Stattdessen ist der Bildungsurlaub abhängig vom Bundesland geregelt. 

Bildungsurlaub nehmen Arbeitnehmer aus unterschiedlichen Gründen. Bei einigen geht es darum, ein Bedürfnis nach neuen Herausforderungen zu stillen. Er kann aber auch genutzt werden, um sich rund um das Thema psychischer und physischer Gesundheit weiterzubilden. Eine andere Möglichkeit ist es, den Bildungsurlaub zu nehmen, um sich in neue, moderne Arbeitsprozesse wie New Work einzuarbeiten.

Es geht beim Bildungsurlaub also primär darum, dass der Arbeitnehmer Zeit hat, sich persönlich weiterzubilden, neues Wissen und neue Ideen zu sammeln, um diese im privaten und beruflichen Alltag umzusetzen. 

Was sind die unterschiedlichen Regelungen von Bildungsurlaub nach Bundesland? 

Grundsätzlich haben Arbeitnehmer in fast allen Bundesländern in Deutschland einen Anspruch auf Bildungsurlaub. Doch wie dieser Anspruch genau aussieht, regelt jedes Bundesland selbst. In einigen Bundesländern spricht man von Bildungszeit, in anderen von Bildungsfreistellung. Auch kann variieren, wer Anspruch hat und unter welchen Voraussetzungen der Bildungsurlaub genommen werden darf.

Hier eine Übersicht: 

In Bayern und Sachsen gibt es kein Gesetz zum Bildungsuralub. Damit haben Arbeitnehmer in diesen Bundesländern keinen Anspruch auf Bildungsurlaubs.

Bundesland Bezeichnung Wer Anzahl Art der Veranstaltung
Baden-Wüttemberg Bildungszeit "Beschäftigte" bis zu fünf Tage pro Jahr politische & berufliche Weiterbildung
mind. 1 Tag
in anerkannter Bildungseinrichtung
Berlin Bildungszeit "Arbeitnehmer" bis zu fünf Tage pro Jahr politische & berufliche Weiterbildung 
mind. 1 Tag
Brandenburg Bildungsfreistellung "Beschäftigte" 10 Tage in zwei Jahren  bei anerkannten Weiterbildungsveranstaltungen 
politische, berufliche und kulturelle Weiterbildung 
Bremen Bildungszeit  "Arbeitnehmer" 10 Tage in zwei Jahren politische, berufliche & allgemeine Weiterbildung 
mind. 1 Tag
Hamburg Bildungsurlaub "Vollzeit- und Teilzeitbeschäftigte, Auszubildende mit Arbeitsschwerpunkt in Hamburg" 10 Tage in zwei Jahren politische & berufliche Weitberilung 
Studienreisen und Tagungen 
mind. 1 Tag
online Veranstaltungen möglich 
Hessen Bildungsurlaub Arbeitnehmer bis zu fünf Tage pro Jahr politische & berufliche Weiterbildung 
mind. 3 Tage oder 2- und 3-Tage-Block innerhalb 8 Wochen 
Mecklenburg-Vorpommern Bildungsfreistellung Arbeitnehmer 5 Tage pro Jahr politische und berufliche Weiterbildung 
mind. 3 Tage 
Niedersachsen  Bildungsurlaub Arbeitnehmer  5 Tage pro Jahr politische, berufliche und allgemeine Weiterbildung 
Nordrhein-Westfalen  Bildungsurlaub Arbeitnehmer, Auszubildende für politische Bildung, keine Beamten  5 Tage pro Jahr politische & berufliche Weiterbildung 
mind. 3 Tage 
Veranstaltung darf max. 500 Kilometer von NRW-Landesgrenzen entfernt sein
online Veranstaltungen möglich 
Rheinland-Pfalz Bildungsfreistellung Beschäftigte 10 Tage in zwei Jahren politische & berufliche Weiterbildung 
mind. 3 Tage
Saarland Bildungsfreistellung Arbeitnehmer, Auszubildende, Beamte, Richter 5 Tage pro Jahr politische & berufliche Weiterbildung 
mind. 3 Tage 
Sachen-Anhalt Bildungsfreistellung Arbeitnehmer, Ausbildende, Sonderregelungen für Beamte 5 Tage pro Jahr berufliche Weiterbildung 
nur mehrtägig 
Schleswig-Holstein  Bildungsfreistellung-Bildungsurlaub  Beschäftigte  5 Tage pro Jahr berufliche Weiterbildung 
mind. mehrtägig 
online Veranstaltungen möglich
Thüringen  Bildungsfreistellung Arbeitnehmer 5 Tage pro Jahr gesellschaftspolitische, arbeitsweltbezogene & ehrenamtsbezogene Bildung

Unterschied zwischen Bildungsurlaub und Fortbildung 

Was sind die Merkmale eines Bildungsurlaubs?

Wenn es um den Unterschied zwischen Fortbildung und Bildungsurlaub geht, sollte vielleicht zunächst klargestellt werden: Auch wenn wir von BildungsURLAUB sprechen, ist der Bildungsurlaub keinesfalls eine Art Urlaub. Stattdessen kann man besser von einer Freistellung zur Weiterbildung sprechen. Der Anspruch auf Bildungsurlaub wird im Gesetz auf Bundesebene geregelt. 

Der Bildungsurlaub dient der persönlichen oder beruflichen Weiterbildung. Er muss nicht zwingend beruflich relevant sein. Arbeitgeber müssen den Bildungsurlaub gewähren, sofern die Voraussetzungen erfüllt sind. 

Wie unterscheidet sich die Fortbildung vom Bildungsurlaub? 

Im Gegensatz zum Bildungsurlaub, dient die Fortbildung dem spezifischen Zweck, bereits erworbene berufliche Fähigkeiten zu vertiefen. Sie zielt darauf ab, sich in einem bestimmten Berufsfeld weiterzuqualifizieren. 

Die Fortbildung ist fast immer direkt berufsbezogen und kann durch den Arbeitgeber gefördert und initiiert werden. Sie umfasst fachspezifische Kurse, um sich auf neue Aufgaben vorzubereiten oder sich für höhere Positionen zu qualifizieren. 

Die Fortbildung kann in einigen Branchen und Berufen verpflichtend sein, zum Beispiel für Ärzte oder Pflegekräfte. Fortbildungen sind aber in vielen Fällen auch freiwillig, weshalb kein direkter Anspruch auf Lohnfortzahlung besteht. 

Lässt der Arbeitgeber keine Fortbildungen zu, müssen diese in der eigenen Freizeit genommen werden, das heißt im Urlaub oder an Wochenenden. 

Was ist der Unterschied zwischen Bildungsurlaub und Weiterbildung? 

Weiterbildung ist ein sehr weiter Begriff und umfasst alle Formen der Bildung, die nach einer ersten Ausbildung oder dem Studium stattfinden. Sie kann privat oder beruflich motiviert sein. 

Damit fallen sowohl Bildungsurlaub als auch die Fortbildung unter den Begriff der Weiterbildung. 

Drei Arten von Bildungsurlaub

Unter den drei Arten von Bildungsurlaub wird die berufliche Weiterbildung, die politische Bildung und die persönliche Weiterbildung verstanden. Nicht in allen Bundesländern haben Arbeitnehmer Anspruch auf alle drei Arten von Bildungsurlaub. 

Berufliche Weiterbildung 

Die berufliche Weiterbildung dient der beruflichen Qualifizierung. Sie ermöglicht es Arbeitnehmern, fachliche Kompetenzen zu erwerben oder zu vertiefen, die direkt mit ihren beruflichen Tätigkeiten zusammenhängen. 

Fortbildung, Sprachkurse, IT-Schulungen oder Führungskrafttrainings fallen unter die berufliche Weiterbildung. 

Politische Bildung 

Das Ziel der politischen Bildung ist die Förderung des politischen und gesellschaftlichen Bewusstseins der Arbeitnehmer. Dieser Art von Bildungsurlaub soll zur Persönlichkeitsentwicklung und einem besseren Verständnis für gesellschaftspolitische Zusammenarbeit beitragen. 

Beispiel für politische Bildung sind Seminare zur Demokratie, Menschenrechten, Umweltpolitik, Europapolitik oder der Geschichte. 

Persönliche Weiterbildung 

Die persönliche Weiterbildung (oder auch allgemeine Weiterbildung) dient dazu, die persönliche Entwicklung und das Wohlbefinden der Arbeitnehmer zu fördern. Bildungsurlaub in diesem Bereich umfasst oft Kurse zu Themen wie Gesundheit, Stressmanagement oder Resilienz. 

Persönliche Weitbildung kann im Rahmen von Stressbewertungskursen, Yoga-Workshops, Achtsamkeitstrainings, Kursen zur Ernährung oder zur körperlichen Gesundheit stattfinden. 

Maßnahmen zur persönlichen Weiterbildung helfen, das eigene Wohlbefinden zu steigern. Doch sie tragen auch zur langfristigen Gesundheitsprävention bei, was auch im beruflichen Kontext positive Auswirkungen haben kann.

So wird ein Antrag zum Bildungsurlaub gestellt 

Auch die Antragsstellung für Bildungsurlaub variiert, abhängig vom Bundesland. Du solltest dich also rechtzeitig darüber informieren, welche Regelungen in deinem Bundesland herrschen. 

Grundsätzlich sollten Arbeitnehmer sich merken, dass die Fristen für die Antragsstellung von vier bis zehn Wochen vor Antritt reichen. 

Außerdem sollte beachtet werden, welche Arten von Bildungsurlaub in dem jeweiligen Bundesland anerkannt werden. Auch ist nicht in jedem Bundesland das Vorgehen bei Ablehnung durch den Arbeitgeber gleich. In den meisten Bundesländern kann der Arbeitgeber nur aufgrund “betrieblicher Gründe” den Antrag ablehnen. Was aber wiederum als “betrieblicher Grund” verstanden wird, ist auch abhängig von Bundesland. 

Hier ein Beispiel, wie sich das Thema Bildungsurlaub von Bundesland zu Bundesland unterscheidet:

 

Bildungsurlaub in NRW: Arbeitnehmer müssen den Antrag sechs Wochen vor Kursbeginn einreichen. Der Kurs muss von der zuständigen Behörde in NRW anerkannt sein. 

Bildungszeit in Berlin: Hier gilt ebenfalls eine Frist von sechs Wochen. Arbeitnehmer können Bildungsurlaub für berufliche, politische oder gesundheitliche Bildung beantragen.

Bildungsurlaub in Niedersachsen: Der Bildungsurlaub kann hier auf bis zu zehn Tage in zwei Jahren kumuliert werden. Die Frist zur Antragsstellung beträgt vier Wochen. 

So gilt die Antragsstellung noch schneller

Mit der clockin App können Anträge wie der Antrag zum Bildungsurlaub ganz einfach digital stattfinden. Der Antrag kann digital ausgefüllt und an den Freistellungsauftrag angehängt werden. Die Bearbeitung und Bestätigung beansprucht nur wenig Klicks. Bestätigte Abwesenheiten werden automatisch im Kalender angezeigt und können mit Vertretungen versehen werden.

Mockup clockin Zeiterfassung

Vorteile von Bildungsurlaub für Arbeitgeber 

Bildungsurlaub bietet sowohl Arbeitnehmern als auch Arbeitgebern zahlreiche Vorteile. Leider herrscht in vielen Unternehmen noch das Vorurteil, Bildungsurlaub seien nur “zusätzliche” Urlaubstage. Deshalb wollen wir die Vorteile des Bildungsurlaubs gerade für Arbeitgeber stärker hervorheben. 

1. Qualifizierte Mitarbeiter

Natürlich kann man in Hinblick auf beruflichen Bildungsurlaub auf die Weiterbildung der Mitarbeiter hinweisen. Mitarbeiter, die sich im Rahmen des Bildungsurlaubs weiterbilden, bringen neue Kenntnisse und Fähigkeiten ins Unternehmen. Das muss aber nicht nur aus beruflicher Perspektive sein. Der Bildungsurlaub dient auch dazu, die Persönlichkeit weiterzuentwickeln und damit allgemein eine Bereicherung fürs ganze Team zu kreieren. 

2. Motivation und Bindung

Arbeitgeber, die ihren Mitarbeitern die Möglichkeit zur Weiterbildung bieten, zeigen, dass sie in die persönliche und berufliche Entwicklung ihrer Mitarbeiter investieren. Dies stärkt die Mitarbeiterzufriedenheit und kann die Mitarbeiterbindung erhöhen. 

3. Steigerung der Produktivität

Weiterbildung, insbesondere im beruflichen Bereich, führen zu effizienten Arbeitsprozessen. Besser geschulte Mitarbeiter können komplexe Aufgaben schneller und kompetenter erledigen. 

4. Wettbewerbsfähigkeit 

Unternehmen profitieren langfristig von besser qualifizierten Mitarbeitern. Gerade in Zeiten von Digitalisierung und sich schnell verändernden Märkten ist es wichtig, dass Mitarbeiter auf dem neusten Stand sind und mit neuen Entwicklungen umgehen können. 

5. Imagegewinn

Arbeitgeber, die Bildungsurlaub aktiv fördern, genießen einen guten Ruf bei potenziellen Mitarbeitern und können sich als moderne und mitarbeiterfreundliche Unternehmen positionieren. Dies hilft beim Employer Branding und der Mitarbeitergewinnung

6. Gesündere Mitarbeiter 

Bildungsurlaub für Gesundheitskurse, Stressmanagement oder Präventionsmaßnahmen kann dazu beitragen, dass Mitarbeiter gesünder und belastbarer sind. Dies reduzierte Fehlzeiten und fördert langfristige Leistungsfähigkeit der Belegschaft.