Wie kann man Gleitzeit mit Zeiterfassung vereinbaren?

Karla Terhaar
13.4.23
January 31, 2025
Zeiterfassung

Das Arbeitszeitmodell “Gleitzeit” gehört zu den beliebtesten Modellen in Deutschland. Kein Wunder, denn sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber profitieren von diesem Modell. Aber ist die Gleitzeit noch umsetzbar und was muss ich beachten, wenn jetzt ein Gesetz zur Arbeitszeiterfassung kommt? Die Antwort findest du in diesem Blogartikel.

Frau sitzt am Schreibtisch vor Laptop mit Tabelle, seitlich zur Kamera, im Vordergrund steht Sanduhr und Taschenrechner

Disclaimer: Alle Informationen auf den Seiten dieser Website dienen der allgemeinen Information. Sie stellen keine Rechtsberatung im Einzelfall dar, können und sollen diese auch nicht ersetzen.

Die wichtigsten Fragen im Überblick

Wird Gleitzeit auch mit einer gesetzlichen Zeiterfassungspflicht funktionieren?
Schränke ich mich nicht durch die Zeiterfassung ein?
Was genau bedeutet Gleitzeit - einfach erklärt?

Inhalt

Zum thematischen Hintergrund

Im September 2022 gab es den ersten Paukenschlag in Deutschland: Das Bundesarbeitsgericht hat mit einem Urteil festgelegt, dass Unternehmen in Deutschland ab sofort dazu verpflichtet sind, die Arbeitszeiten ihrer Mitarbeitenden zu erfassen. Mit der schriftlichen Begründung im Dezember 2022 befindet sich nun auch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales im Zugzwang.

Eigentlich ist Deutschland schon seit dem Mai 2019 verpflichtet, ein Gesetz zur Arbeitszeiterfassung zu verabschieden. Das hat der Europäische Gerichtshof entschieden. Ein Gesetz ist also eigentlich schon längst überfällig.

Hubertus Heil, Bundesminister für Arbeit und Soziales, legt im April 2023 einen Gesetzesentwurf vor, der zur elektronischen Zeiterfassung verpflichten soll. Dieser muss allerdings zunächst noch durch das Kabinett und das parlamentarische Verfahren.  

Bis dieses Gesetz verabschiedet wird, greif also weiterhin die Arbeitszeiterfassungspflicht, ausgerufen durch das Bundesarbeitsgericht.

Weitere Informationen dazu, was jetzt Pflicht ist, findest du hier.

Die Gleitzeit - deine Definition

Das Arbeitszeitmodell der Gleitzeitarbeit baut auf dem Konzept einer Kernarbeitszeit auf. Das bedeutet, in der Gleitzeit wird vom Arbeitgebenden vorgegeben, zu welchem Zeitpunkt Mitarbeitende arbeiten müssen (Montag bis Freitag von 10 bis 15 Uhr). Ob diese Arbeit vor Ort im Büro stattfindet oder auch remote im Home-Office durchgeführt werden kann, ist meist ebenfalls vorgegeben. Wird die Kernarbeitszeit abhängig von der Fachabteilung festgelegt, spricht man auch von Funktionszeiten in der Gleitzeit.

In der Gleitrahmenzeit bzw. Rahmenarbeitszeit, die darüber hinausgeht, dürfen Mitarbeitende ihre Arbeitszeit jedoch selbst gestalten. Sie können also eigenständig wählen, ob sie früher kommen oder lieber später gehen wollen oder eine reguläre Zeit bevorzugen. Die Stunden werden dann meist auf ein sogenanntes Gleitzeitkonto gebucht und sind jederzeit einsehbar.

Sind diese Arbeitszeiten Vertraglich festgelegt, kann der Arbeitgeber nur in Ausnahmefällen Arbeitszeiten außerhalb der Kernarbeitszeiten vorschreiben.

Das Thema Arbeitszeitkonto haben wir hier ausführlicher behandelt.

Entsprechend kann ein Beispiel für die Gleitzeitarbeit wie folgt aussehen: Montag bis Freitag von 10 bis 15 Uhr.

Infografik zu verschiedenen Arten der Gleitzeiten mit und ohne Kernarbeitszeit.

Wie werden mit Überstunden bei Gleitzeit umgegangen? 

Der Umgang mit Überstunden bei Gleitzeit ist von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich. Grundsätzlich müssen Überstunden immer erfasst und innerhalb von 6 Monaten ausgeglichen werden. Wird im Unternehmen mit einem Arbeitszeitkonto gearbeitet, zahlen die Überstunden einfach auf dieses ein und können deshalb automatisch und flexibel vom Arbeitnehmer ausgeglichen werden.

Genauso werden auch Minusstunden, die zum Beispiel durch Arzttermine entstehen, gehandhabt. Minusstunden können aber auch nur dann entstehen, wenn im Unternehmen mit einem Arbeitszeitkonto gearbeitet wird.

Was ist, wenn ich während der Kernarbeitszeit zum Arzt muss? 

Wenn du während der Kernarbeitszeit zum Arzt, musst, solltest du die Zeit für den Arztbesuch als Arbeitsunterbrechung eintragen und dokumentieren. In vielen Unternehmen wird dies als Abwesenheit oder Pause verbucht. Du kannst die Zeit entsprechend Ausgleich oder die Abwesenheit in Absprache mit deinem Arbeitgeber regeln. Wichtig ist, dass du dies korrekt in der Zeiterfassung festhältst.

Grundsätzlich ist dein Arbeitgeber dazu verpflichtet, dich aber auch während der Kernarbeitszeit für Arzttermine freizustellen. Er kann darum bitten, Arzttermine eher in die Gleitzeit zu legen, aber kann das nicht verlangen. Vor allem, wenn es sich um Arzttermine während der Schwangerschaft oder bei Fachärzten handelt, ist es meist nicht möglich, Arzttermine frei zu wählen.

Vor- und Nachteile der Gleitzeitarbeit

Vorteile der Gleitzeit aus Arbeitgebersicht

  • Einfache Regulierung mit wenig organisatorischem Aufwand
  • Weniger Fehlzeiten durch höhere Flexibilität
  • Optimale Erreichbarkeit für die Kunden

Nachteile der Gleitzeit aus Arbeitgebersicht

  • Schriftliche Vereinbarungen erfordert
  • Nicht für alle Abteilungen gleichzeitig geeignet – Gefahr von Unzufriedenheit durch Ungleichbehandlung
  • Höherer Abstimmungsbedarf, da nicht alle Mitarbeitende gleichzeitig vor Ort sind

Sorgen um Freiheiten

Bei Arbeitnehmenden besteht nun die Sorgen, durch die Zeiterfassung ihre Freiheiten der Gleitzeit zu verlieren. Je nachdem, wie die Arbeitszeiten erfasst werden, muss sich dafür beispielsweise per Chip im Büro eingestempelt werden. Das Home-Office ist damit in der Gleitzeit nicht mehr möglich. Und auch das Thema ‘Kontrolle’ kann Sorgen auslösen.

Das Thema der Arbeitszeiterfassungspflicht wird vor allem deshalb so sehr thematisiert, weil immer wieder auffällt, dass Übersicht über den Ist-Zustand in Unternehmen fehlt. Arbeitgebende wissen oft gar nicht genau, wie viel und wann ihre Mitarbeitenden arbeiten. Damit können sie ihrer Sorgfaltspflicht nicht nachgehen und verstoßen gegen das Arbeitszeitgesetz.

Am Ende ist die Erfassung von Arbeitsstunden nur dazu da, zu kontrollieren, dass Regelungen, wie Pausenzeiten und Ruhezeiten eingehalten werden, Überstunden dokumentiert werden und weder Arbeitnehmende noch Arbeitgebende ausgebeutet werden. Das ist vor allem in mit flexiblen Arbeitszeitmodellen, wie der Gleitzeit, aber auch der Vertrauensarbeitszeit, wichtig.

Zeiterfassung bei Gleitzeit - so kann es funktionieren

Wie bekomme ich jetzt die Gleitzeit mit der Arbeitszeiterfassungspflicht unter einen Hut, ohne die Flexibilität der Arbeitsmodelle in meinem Unternehmen einzuschränken? Mit dem richtigen Tool geht das recht leicht: Egal ob mobil von Zuhause aus, oder stationär im Büro – mit der digitalen Zeiterfassung per App können Mitarbeitenden zu jeder Zeit von überall aus ihre Arbeitszeiten erfassen. Die Daten werden über eine Cloud an den Admin weitergeleitet und archiviert. Je nach System erstellt die App daraus am Ende des Monats sogar einen automatischen Stundenzettel.

Ziel ist es so, dir als Arbeitgeber so viel Arbeit wie möglich abzunehmen. Statt Stift und Zettel, die verloren gehen  eine App, die alle Daten automatisch in eine Cloud hochlädt. Und statt sorge um Datenschutz eine Software, die alle gesetzlichen Vorgaben erfüllt.

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